Grüner Neujahrsempfang in der Gaststätte „Rondeau“ – Die Hockenheimer Grünen greifen das Thema Landwirtschaft und Klimaschutz bei ihrem Neujahresempfang auf und erreichen damit viele Bürger*innen
Hockenheim. Am vergangenen Samstag hatte der Ortsverband der Grünen zu seinem traditionellen Neujahresempfang in die Gaststätte Rondeau eingeladen. „Das war ein gelungener Auftakt in das Neue Jahr der Grünen“ sagte Adolf Härdle, Fraktionsvorsitzender, am Ende des Abends. Das Thema der Veranstaltung so aktuell wie nie zuvor: Landwirtschaft und Klimaschutz – wie geht das zusammen?
Mit fast 80 Teilnehmer*innen, Vertreter*innen aus Bundes– und Landtag ebenso wie der Verwaltungsspitze und dem Jugendgemeinderat wurde ein aktuelles und ernstes Thema betrachtet. Landwirte aus der Region und interessierte Bürger*innen waren gekommen, um sich zu informierenund auszutauschen.
Los ging es um 18 Uhr mit einem Glas Sekt oder Saft. Fraktionsvorsitzender Adolf Härdle und Fraktionsmitglied Elke Dörflinger eröffneten den offiziellen Teil des Abends. „Die grünen Kreuze, die am Wegesrand und auf den landwirtschaftlichen Ackerflächen stehen, haben uns aufmerksam werden lassen und dazu bewegt, die Landwirte in Hockenheim als Gesprächspartner auf unseren Neujahresempfang zu holen“, so Dörflinger beim Eingangsdialog. Im Anschluss wurde Reinhold Gottfried für seine 40jährige Mitgliedschaft geehrt. Als erster Grüner in Hockenheim überreichte ihm Härdle nachträglich den Mitgliedsausweis Nr. 1. „Die Entscheidung den Ortsverband der Grünen in Hockenheim zu gründen ist im Wohnzimmer bei einer Diskussion gefallen“, erinnert sich Gottfried. Seine zentralen Themen sind die Europapolitik und Beteiligungsmöglichkeiten für Bürger*innen und Bürger.
In seinen offiziellen Grußworten bedankte sich Oberbürgermeister Markus Zeitler für die Einladung. „Die Grünen sind ein zuverlässigen Partner auf der kommunalen Ebene, mit dem man professionell streiten und zu guten Ergebnissen für die Stadt Hockenheim kommen kann“, erklärte er. Bürgermeister Jakob-Lichtenberg nutzte die Gelegenheit, um auf die 125 Jahre Stadtrechte von Hockenheim und die Veranstaltungen in diesem Rahmen hinzuweisen. „Im Bund geht es darum, die verschiedenen Positionen auszuloten und einen Interessensausgleich zwischen den Erzeugern und den Verbrauchern zu finden. Hierfür ist der Dialog zwischen allen Beteiligten zu suchen“, so greift Dr. Danyal Bayaz das Thema auf. Dr. André Baumann, Staatssekretär im Umweltministerium, betont wie wichtig es ist, in einem permanentem Kontakt mit den Bauern zu stehen. „Für die Einbußen die Landwirte haben, benötigen sie auch einen gewissen Ausgleich“. In der Diskussion mit den Bauern macht er deutlich, „dass ein sorgsamer Umgang mit unserer Umwelt und deren Reinhaltung eines der wichtigsten Ziele einer verantwortungsbewussten Umweltpolitik ist“.
Nach diesen Grußworten stellten die Stadträte Larissa Rotter und Christian Keller das vergangene Jahr der Grünen vor. „Die traditionelle Tour d`Horan gehört genauso dazu wie die Kommunalwahl im Mai“, so Keller gleich zu Beginn. Der Zuwachs der Grünen im Gemeinderat auf nun fünf Sitze ist als ein Erfolg und Zuspruch der Bevölkerung zur Grünen Politik in Hockenheim zu verstehen. „Diesen Erfolg wollen wir auch im Jahr 2020 weiter ausbauen und uns den Fragen und aktuellen Themen stellen, wie dem des heutigen Abends“, ergänzt Rotter, stv. Fraktionsvorsitzende. Damit ist die Bühne für die eingeladenen Landwirte André Rinklef, Jochen Kief und Carolin Hoffmann eröffnet.
André Rinkel, der Agrarwissenschaften studiert hat, zeigt in seiner professionellen Präsentation den Zwiespalt zwischen Bioprodukten und konventionellen Produkten auf. „Zwar sprechen sich über 70% der Bevölkerung für Bioprodukte aus, die Marktanteile liegen jedoch bei nur knapp 5%.“ Der Familienbetrieb versucht Schaden an den Pflanzen durch Fruchtfolge, ackerbauliche Maßnahmen und Nützlinge einzudämmen. Dadurch ist es möglich mit einem geringeren Einsatz von Pflanzenschutzmitteln zu arbeiten, um die Ernte und Qualität der Produkte zu sichern. Landwirtschaftsmeister Jochen Kief zieht am Ende seines Vortrages das Fazit, „dass auch die Landwirtschaft immer bereit für Veränderungen ist, die Diskussion hierzu sollten ehrlich und offen geführt werden und auf Fakten beruhen, nicht auf Feindbildern oder Emotionen“. Er macht deutlich, dass Landwirte keine Subventionen brauchen sondern Sicherheit von fairen Preisen für faire Produkte. Der elterliche Betrieb hat im Jahr 2013 investiert für besonders artgerechte Tierhaltung. Die neuen Verordnungen stellt die bäuerliche Landwirtschaft vor große Herausforderungen.
Agraringenieurin Carolin Hoffmann vom Wersauer Hof, betont ergänzend, „dass der Begriff der Rücksichtnahme fast ein Synonym für ökologische Landwirtschaft ist. Die Mitmenschen sind diejenigen, denen die Landwirtschaft am meisten dient. Sie sind der Dreh- und Angelpunkt eines jeden Bio-Betriebes“. Als Beispiel für die Rücksichtnahme führt sie die Art und Weise an, wie man seine Wiesen mäht. „Über eine geänderte Vorgehensweise bei der Mahd lassen sich z.B. auch Wildverluste reduzieren.“
Mit diesen Worten endete der offizielle Teil des Neujahrsempfangs. Durch die Impulsvorträge war für viel Gesprächsstoff gesorgt. Die Gäste konnten bei leckeren Canapés an den auf der Empore des Rondeaus gerichteten Stehtischen noch lange verweilen und sich in persönlichen Gesprächen ins Thema vertiefen. „Wir verstehen das als eine Annäherung und Einstieg in einen Dialog, der uns zu mehr gegenseitigem Verständnis führt und die aktuelle Polarisierung des Themas auflöst, zugunsten eines respektvollen Miteinanders. Mit der Gleichung Landwirte sind Bienentöter oder Naturschützer sind Existenzvernichter ist am Ende kein lösungsorientierter Dialog zu führen“, so die Meinung der Grünen. An diesem Abend haben die GRÜNEN versucht, einen Beitrag zur Versachlichung der Debatte zu liefern und die Gelegenheit für gemeinsame Gespräche beim Thema Landwirtschaft und Klimaschutz zu schaffen. Für die Fortführung der im Jahr 1980 begonnenen Ära einer erfolgreichen und nachhaltigen Kommunalpolitik der Grünen in Hockenheim, bedarf es vor allem der Nähe zu unseren Bürgerinnen und Bürgern. „Das landesweite Thema bewegt die Menschen vor Ort und istauch ein kommunales Thema“, stellt Oliver Grein fest.
„Letztlich sind wir für unsere Heimatstadt und für ihre Bürger*innen tätig. Wir bemühen uns, weiter eine kritische Stimme zu sein und vorausschauend und umsetzungsorientiert, dem entgegengebrachten Vertrauen gerecht zu werden.“ Hierin sind sich alle grünen Fraktionsmitglieder einig.
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