HoRAN. Eine Zeitreise der besonderen Art unternahmen die Grünen im Horan bei ihrer fünften Tour d`HoRAN. Adolf Härdle hatte die Idee und Jochen Rotter die Federführung für die Vorbereitung übernommen. Den Besuch des Friseurmuseums in Altlußheim, des Turmuhrenmuseums in Neulußheim und des Heimatmuseums in Reilingen hatten sich die Radtour-Teilnehmer vorgenommen und sie nahmen sich dafür die Zeit.Friseurmuseum: Der Friseurberuf hat eine lange TraditionAm Treffpunkt im liebevoll eingerichteten „Schnuteputzer`s Friseurmuseum“ imBürgerhaus Altlußheim angekommen, gelang es Friseurmeister Willi Dörr deninteressierten Besuchern manch Wissenswertes über die Geschichte desFriseurhandwerks zu vermitteln. Der Kauf einer Saloneinrichtung aus den 1930er Jahren war der Ausgangspunkt für die Idee, ein Friseurmuseum einzurichten. EinFörderverein Friseurmuseum Altlußheim e.V. wurde gegründet und es war nur eine Frage der Zeit bis ein geeigneter Raum gefunden wurde. Der Friseurberuf hat eine lange Tradition, wußte Dörr zu berichten. Der Barbier oder Bader im Mittelalter war nicht nur für die Frisur und die Bartpflege zuständig, auch wenn es um Probleme mit den Zähnen ging, war er ein gefragter Mann. Zur Veranschaulichung holte Willi Dörr eine Zange aus der Vitrine, mit der die Zähne gezogen wurden. Die Begeisterung der interessierten Zuhörer hielt sich doch deutlich in Grenzen. In früheren Zeiten wurden, ganz im Sinne der Nachhaltigkeit, die Haare nicht einfach entsorgt, sondern regelrecht gesammelt. Uhren-, Halsketten,Broschen, Armreife aus Haaren wurden gefertigt. Die gezeigten Exemplare trafen da schon mehr den Geschmack der weiblichen Museumsbesucher. Um die 3.000 Exponate, darunter 400 Onduliergeräte, 250 Rasiermesser (das älteste aus dem Jahr 1813), jede Menge Trockenhauben konnten bewundert werden. Es fiel schwer Abschied zu nehmen. Gestärkt durch ein erfrischendes Getränk, von Willi Dörr kredenzt, wurde die Radtour, an der neben Mitgliedern der Grünen, den Gemeinderäten und Stadträten aus der Verwaltungsgemeinschaft auch die Wahlkreisabgeordneten Manfred Kern (MdL) und Dr. Danyal Bayaz (MdB) teilnahmen, fortgesetzt.
Willi Dörr führt die Funktionsweise eines Rasierklingenschärfegeräte vorTurmuhrenmuseum: Faszinierende Welt der TurmuhrenIn Neulußheim angekommen, folgten die Tourteilnehmer fasziniert den Ausführungenvon Norbert Schäfer über seine Turmuhrensammlung in Neulußheim.Kaum waren die steilen Treppen erklommen, eröffnete sich im Dachgeschoß eines ehemaligen Schulgebäudes die faszinierende Welt der Turmuhren. Museumsleiter und
leidenschaftlicher Sammler, Norbert Schäfer, verstand es den interessierten Besuchern nicht nur seine Turmuhren zu präsentieren, sondern auch die Geschichte der Zeitmessung zu vermitteln. Mit dem Ausspruch „Wir treffen uns auf ein Glas“ war laut Schäfer nicht das Trinken eines Glas Weins gemeint, sondern die Zeit des Gesprächs. Eine Sanduhr, ein sogenanntes Stundenglas, veranschaulichte dies plastisch. Die ersten Uhrwerke nach dem 12. Jahrhundert hatten noch keine Zeiger, war zu erfahren. Erst um 1500 kam der erste und um 1700 der zweite Zeiger hinzu. Im Mittelalter hatten die Menschen noch kein Zeitgefühl. Die Tage waren bestimmt durch den Lauf der Sonne. Erst durch die industrielle Weiterentwicklung im 19. Jahrhundert mit dem einhergehenden Einsatz von Maschinen wurde der Tag in Stunden eingeteilt. Die Eisenbahn veränderte die Welt, Zeit und Raum rückten näher zusammen. In Folgedavon wurde 1893 in Deutschland die allgemeingültige Einheitszeit eingeführt. Die von Schäfer entwickelte Unendlichkeitsmaschine, fand das besondere Interesse der Museumsbesucher. „Da komm ́ ich noch mal privat vorbei und schau mir das genauer an“, meinte Dr. Holger O. Porath. Ob der fortgeschrittenen Zeit, das Zeitgefühl war zwischenzeitlich vollkommen abhanden gekommen, wurde die Tour Richtung Reilingen fortgesetzt.
Norbert Schäfer und faszinierte Zuhörer von links nach rechts Michael Behr, Uschi Burkhardt, Dr. Holger Porath und Sohn, Heike Roll und Monika SchrothHeimatmuseum: Claudia Kohpeiß fühlt sich in der alten Schulbank sichtlich wohlDas Heimatmuseum, in einem der ältesten Gebäude der Gemeinde (erste Erwähnung1435) untergebracht, erwies sich als eine wahre Fundgrube der OrtsgeschichteReilingens. Ludwig Schell vom „Verein Freunde Reilinger Geschichte“führte durch die Räume. Erinnerungen an die „gute, alte Zeit“ wurden geweckt. Die Zeit schien stehen geblieben zu sein. Die Wohnungen, deren Wände nach alten Malertechniken des 19. und frühen 20. Jahrhunderts gestaltet sind,erweckten den Eindruck als hätten die Bewohner den Raum nur für kurze Zeit verlassen. „So einen Küchenherd hatten wir auch“ erinnerte sich Adolf Härdle beim Anblick des alten Holzherds, der mit einem praktischen Wasserschiff versehen war. Aufmerksamkeit zogen auch die aus Emaille gefertigten Bettpfannen im Schlafzimmer auf sich, ersparten diese bis in die 50er Jahre hinein den nächtlichen Gang auf das außerhalb des Hauses gelegenen Plumpsklos. Sichtlich wohl fühlte sich Claudia Kohpeiß in der alten Schulbank und testete gleich mal ihre Rechenkünste.
Claudia Kohpeiß fühlt sich in der alten Schulbank sichtlich wohl und testet gleich mal ihre Rechenkünste„Die Verwaltungsgemeinschaft HoRAN ist mehr als eine Zweckgemeinschaft“, darinwaren sich Monika Schroth (Neulußheim) Heike Roll (Altlußheim), Larissa Rotter(Hockenheim) und Anna-Lena Becker (Reilingen) einig. Bei der Einkehr im neuenStadtladen des Johanneshofs gab es noch genügend Gesprächsstoff. Der Austauschwurde nach der vierstündigen Radtour noch kräftig gepflegt. So viel Zeit musste sein.Adolf Härdle
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